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ärzte Woche, 20. Jahrgang Nr. 12, 2006

Magenbypass gegen Übergewicht

Bei morbider Adipositas kann die bariatrische Chirurgie effektive Methoden anbieten

Ultima ratio zur Gewichtsreduktion: Die heute angebotenen chirurgischen Verfahren bewirken entweder eine Reduktion der Nahrungszufuhr oder eine verminderte Verwertung der aufgenommenen Nahrung. Der Magenbypass nutzt beide Effekte.

Die Möglichkeiten für übergewichtige Patienten, ihr Gewicht zu reduzieren, sind mannigfaltig: Diät, Verhaltensmodifikation, körperliche Betätigung, Medikamente und schließlich die chirurgische Intervention. Vor allem schwer Übergewichtigen hilft nur mehr ein operativer Eingriff. Bereits ein Fünftel aller erwachsenen Europäer leiden an Adipositas (BMI ≥30kg/m²), die Tendenz ist stark steigend. „Ab einem BMI von 40 ist die Sterblichkeit gegenüber einem Normalgewichtigen um das 2,5-fache erhöht“, betont Doz. Dr. Gerhard Prager, Leiter der Arbeitsgruppe bariatrische (=Fettsucht) Chirurgie am AKH Wien.

Messbare Therapieeffekte

Eine effiziente Behandlung schwer übergewichtiger Patienten kann die Mortalität senken. Außerdem kommt es zu einer Ver-besserung bzw. Heilung Adipositas-assoziierter Erkrankungen und einer Erhöhung der individuellen Lebensqualität. Die effektivste Behandlung der morbiden Adipositas bietet die bariatrische Chirurgie. Kontraindikationen für eine der angebotenen Operationen sind unter anderen endokrine Ursachen des Übergewichts, wie Morbus Cushing, Cushing-Syndrom oder unsubstituierte Hypothyreose, sowie Alkohol- und Drogenabhängigkeit und Schwangerschaft. Unterschiedliche chirurgische Verfahren kommen zu Anwendung: Das verstellbare Magenband (Gastric Banding) ist der häufigste bariatrische Eingriff in Österreich. Er bewirkt, wie auch die „Magenschlauch-Operation“ (Sleeve Resection), eine Reduktion der Nahrungszufuhr; beides sind „restriktive Verfahren“.

Malabsorption zeigt Wirkung

„Biliopankreatische Diversion“ und „Duodenal Switch“-Operation sind rein malabsorptive Methoden. Die dadurch verminderte Verwertung der aufgenommenen Nahrung bewirkt den größten Gewichtsverlust mit durchschnittlich 80 Prozent des Übergewichts, allerdings auch ein deutlich höheres Risiko für Mangelerscheinungen, wie Eiweiß-, Eisen-, Vitamin- und Ca++-Mangel. „Der Magenbypass kombiniert restriktive und malabsorptive Elemente“, erklärt Prager. Dieser Eingriff stellt in den USA mittlerweile die am häufigsten durchgeführte Operation dar. In den letzten drei Jahren zeigt sich aber auch in Österreich ein deutlicher Trend zu dieser chirurgischen Intervention. „Es gibt bei den verschiedenen Techniken natürlich Vor- und Nachteile“, so Prager. Deshalb müsse die OP-Methode individuell auf den Patienten und seine Lebensumstände abgestimmt werden. Essverhalten, Compliance und angestrebter Gewichtsverlust sind drei der zu beachtenden Kriterien. „Die bariatrische Chirurgie hat sich zu einer anerkannten Therapie bei der Behandlung der morbiden Adipositas entwickelt“, so Prager. „Alles in allem kann man sagen, dass die Ergebnisse für sich sprechen.“

 

  Christiane Loinig

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